«Ein Unimog kommt selten allein»

«Unimog ist wie ein Fieber, das alle packen kann – vom Büezer bis zur Akademikerin.» Keiner weiss das besser als der Churer Claudio Lazzarini. Der studierte Jurist ist Unimog Sammler, Museums-Kurator und Jäger der verlorenen Schätze, deren ältesten Exemplare mittlerweile 75 Jahre alt sind. Wir haben ihn und Andrea Gartmann getroffen, der sich in seinem Arbeitsalltag voll und ganz auf die Qualitäten des Unimog verlässt.
 

28. Mai 2021
 

Doppelkuppeln, raufschalten, Zwischengas beim Runterschalten: «Das ist noch richtig Arbeit», lacht Claudio Lazzarini am Steuer seines «Dieseli» – einem Unimog 2010, Jahrgang 1951. Das Dieseli ist ein ehemaliges Leitungsbaufahrzeug der Schweizer Armee und hat Geschichte geschrieben. Es gehört zur ersten Unimog Generation von Mercedes-Benz, die mit dem Schweizer Militär als erstem Exportkunden den Grundstein für den globalen Erfolg des Unimog legte.

Freunde fürs Leben: Claudio Lazzarini und sein(e) Unimog.

Freunde fürs Leben: Claudio Lazzarini und sein(e) Unimog.

Freunde fürs Leben: Claudio Lazzarini und sein(e) Unimog.
Freunde fürs Leben: Claudio Lazzarini und sein(e) Unimog.

Oldtimer fahren mal anders

«Der Unimog 2010 wurde so konzipiert, dass ihn jeder Dorfschmied reparieren konnte», weiss Lazzarini. Das aber hat das Dieseli nicht nötig: Es läuft und läuft. Und das seit nunmehr 70 Jahren. Wacker stampft das 25 PS starke Fahrzeug die Churer Ringstrasse entlang, gefühlte Geschwindigkeit: 100 km/h – effektiv sind es 30. 

 

«Meine Frau war sehr überrascht, als sie das Dieseli zum ersten Mal gesehen hat. Sie hat sich unter einem historischen Mercedes-Benz Cabriolet etwas anderes vorgestellt», scherzt der promovierte Jurist, der seine Frau in Japan kennengelernt hat, wo er eine Bank leitete. 

Details wie die Kabelrollen gehören ebenso dazu wie das Cabrio-Feeling.

Details wie die Kabelrollen gehören ebenso dazu wie das Cabrio-Feeling.

Details wie die Kabelrollen gehören ebenso dazu wie das Cabrio-Feeling.
Details wie die Kabelrollen gehören ebenso dazu wie das Cabrio-Feeling.
Details wie die Kabelrollen gehören ebenso dazu wie das Cabrio-Feeling.

Acht Stunden im Unimog unterwegs

Akademiker zu sein und einen Unimog zu fahren, ist für Claudio Lazzarini kein Widerspruch: «Für mich war es immer ein Ausgleich zur kopflastigen Arbeit.» Nach seiner Pensionierung verbindet der 66-Jährige beides: Wissenschaft und Leidenschaft. Heute ist er im Frondienst als Kurator für das Unimog Museum zum Jäger der verlorenen Schätze geworden – ein Archivar der spannenden Geschichte dieser Fahrzeuge. 

Rund eine Woche im Monat verbringt Lazzarini in Gaggenau im Unimog Museum. Die rund achtstündige Fahrt von der Südostschweiz nach Deutschland legt er standesgemäss im Unimog zurück. Natürlich nicht im Dieseli, sondern in seinem Unimog 421 mit Doppelkabine aus dem Jahr 1984. 

Mit dem Doppelkabiner fährt Lazzarini im Durchschnitt 5000 Kilometer im Jahr.

Mit dem Doppelkabiner fährt Lazzarini im Durchschnitt 5000 Kilometer im Jahr.

Mit dem Doppelkabiner fährt Lazzarini im Durchschnitt 5000 Kilometer im Jahr.
Mit dem Doppelkabiner fährt Lazzarini im Durchschnitt 5000 Kilometer im Jahr.

Schlüsselmoment in der Rekrutenschule

Seit 1976 ist Claudio Lazzarini der Unimog Leidenschaft verfallen, als er während der Rekrutenschule im Theoriesaal ein Schnittmodell des Unimog gesehen hat. Fasziniert hat ihn vor allem das Prinzip des Unimog, das sich seit 75 Jahren bewährt hat: ein Geländefahrzeug, das auch ein Geräteträger ist – eben ein Universal-Motor-Gerät (Unimog). «Es gibt rund 3500 lizenzierte Anbaugeräte. Im unwegsamen Gelände war der Unimog lange unverzichtbar, als es noch keine Helikopter gab, – und ist es oft heute noch. So war der allererste für den zivilen Einsatz importierte Unimog beim Bau des Grande-Dixence-Staudamms im Einsatz», weiss Lazzarini. 

 

Unimog Besitzer sind weltweit vernetzt 

«Ein Unimog kommt selten allein», pflegt der zweifache Familienvater zu sagen. So kamen auch bei ihm noch weitere dazu. Die Ersatzteile für ältere Modelle zu finden, ist nicht immer leicht, obwohl Lazzarini bestens vernetzt ist. Der Bündner war 1995 einer der zwölf Gründer des Schweizer Unimog Clubs mit heute rund 250 Mitgliedern. Weltweit zählen Unimog Clubs insgesamt rund 7530 Mitglieder, was zeigt, wie ansteckend dieses Fieber ist. «Im Unimog Club gibt es alles – vom Arbeiter bis zum Millionär. Wir sind wie eine grosse Familie. Man tauscht sich aus, hilft sich mit Ersatzteilen und bewundert die Fahrzeuge der anderen. Denn jedes Fahrzeug ist ein Unikat, jeder Unimog ist anders.» 

Originalgetreu restauriert, das sogenannte Froschauge, Baureihe 402, BJ 1956

Originalgetreu restauriert, das sogenannte Froschauge, Baureihe 402, BJ 1956.

Originalgetreu restauriert, das sogenannte Froschauge, Baureihe 402, BJ 1956
Originalgetreu restauriert, das sogenannte Froschauge, Baureihe 402, BJ 1956
Originalgetreu restauriert, das sogenannte Froschauge, Baureihe 402, BJ 1956
Originalgetreu restauriert, das sogenannte Froschauge, Baureihe 402, BJ 1956

Täglich in der ganzen Schweiz im Einsatz

In den vergangenen 75 Jahren wurden rund 6000 zivile und knapp 4000 militärische Unimog in die Schweiz verkauft. Jedes Jahr kommen rund 25 neu zugelassene Fahrzeuge dazu. Zu den ersten kommunalen Kunden der Schweiz gehörten auch die Industriellen Betriebe Chur, kurz IBC. 1953 wurde der erste Unimog an sie ausgeliefert, der – wie sein Nachfolger – rund 30 Jahre im Einsatz stand.

Zwei Generationen: Unimog 406 und Unimog 427.

Zwei Generationen: Unimog 406 und Unimog 427.

Zwei Generationen: Unimog 406 und Unimog 427.
Zwei Generationen: Unimog 406 und Unimog 427.

Heute fährt Andrea Gartmann bei den IBC mit einem Unimog 427 als Dienstfahrzeug zu seinen Einsätzen für Unterhaltsarbeiten aller Art und kann sich der Faszination Unimog ebenfalls nicht entziehen. «Es gibt kaum einen Ort, an den ich mit dem Unimog nicht hinkomme und kaum einen Arbeitsauftrag, den ich damit nicht erledigen kann.» Gartmann ist so sehr mit dem Unimog Virus infiziert, dass er bereits nach einem gebrauchten Unimog Ausschau hält, um ihn zum Camper auszubauen.

Der Unimog 427 im Einsatz bei den IBC.

Der Unimog 427 im Einsatz bei den IBC.

Der Unimog 427 im Einsatz bei den IBC.
Der Unimog 427 im Einsatz bei den IBC.

75 Jahre Unimog live erleben

Der erste Unimog wurde 1946 entwickelt. Damals konnte noch niemand absehen, was für eine Erfolgsgeschichte der legendäre Alleskönner bis heute schreiben würde. Wenn du das Fahrzeug und seine Geschichte live erleben möchtest, lohnt sich ein Besuch im Unimog Museum in Gaggenau. Zu sehen sind Unimog aus verschiedenen Epochen – vom Prototypen bis zur neuen Generation der Geräteträger. Ihre Besonderheiten und Einsatzgebiete werden durch Schnittmodelle, Fahrzeugteile, Bilder, Filme und Geschichten ergänzt. Hier wird Technik begreifbar gemacht. Auf dem Offroad-Gelände im Aussenbereich kannst du den Unimog bei einer Mitfahrt live erleben und mit etwas Glück sitzt Claudio Lazzarini am Steuer.

UNIMOG Geschichte
UNIMOG Geschichte
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