Ganz schön bunt: die Welt der Autolacke

 

Ob Parkschaden oder Auffahrunfall: Eine professionelle Reparatur sorgt dafür, dass niemand mehr sieht, dass der Lack einmal ab war. Bei der Weiterentwicklung von Farben und Lacken steht nicht zuletzt deren Nachhaltigkeit im Fokus.


18. Juli 2022


Wer auf Schweizer Strassen unterwegs ist, merkt schnell: Autokäuferinnen und -käufer lassen wenig Vielfalt walten, wenn es um die Farbe ihres neuen Gefährts geht. Drei von vier Autos sind grau, silberfarben, schwarz oder weiss – in der Schweiz und auch im Rest der Welt. Der Grund: Unauffällige Farben versprechen einen einfacheren Wiederverkauf des Autos. Knallige Töne werden eher für sportliche und exklusive Modelle gewählt, die nicht so oft den Besitzer wechseln.
 

Eine Million verschiedene Farbtöne
So viel Eintönigkeit müsste eigentlich nicht sein. Mercedes-Benz arbeitet mit ausgewählten Herstellern zusammen, die ein breites Spektrum an Farben anbieten. Einer von ihnen ist das deutsche Unternehmen BASF. «Insgesamt können wir mehr als eine Million Farbtöne herstellen», sagt Alexander Bru, der bei der BASF Coatings Services AG für den Schweizer Markt verantwortlich ist. Diese grosse Vielfalt kommt natürlich nicht bei Neuwagen zur Anwendung, auch wenn es Modelle von Mercedes-Benz in rund 60 verschiedenen Farben zu kaufen gibt – etwa in Sonnengelb, Rosegold oder Olivgrün. «Die Lackierung eines Autos verändert über die Zeit geringfügig ihren Farbton», erklärt Bru. «Daher gibt es eine riesige Fülle an unterschiedlichen Farbtönen, die bei einer Reparatur passgenau getroffen werden müssen.» Damit das gelingt, greifen Service-Partner von Mercedes-Benz auf die Farbtondatenbank von BASF zu, welche die grösste ihrer Art weltweit ist.

 

Nur noch ein Drittel der Arbeitszeit
Neben der Farbenvielfalt ist für Werkstätten auch die möglichst schnelle Verarbeitung der Lacke wichtig. «Mit herkömmlichen Produkten bekommt eine Motorhaube in rund 45 Minuten eine neue Lackierung», sagt Bru. Mit den neuesten Lacken von BASF benötigen die Fachleute in den Werkstätten nur noch 15 Minuten. Der Grund: Neue Lacktechnologien ermöglichen es, mehrere Arbeitsschritte und 20 bis 40 Prozent Material einzusparen. «Von dieser Innovation profitieren die Werkstätten ebenso wie unsere Kunden», ist Stefan Moser überzeugt, der bei Mercedes-Benz Schweiz den Bereich Customer Services leitet.

Entwickelt werden neue Lacke im Automotive Colordesign Lab von BASF. Jährlich entstehen dort mehrere hundert Farbkonzepte, von denen einige mit den Autoherstellern detaillierter ausgearbeitet und für die jeweiligen Fahrzeugmodelle angepasst werden. «Mit Mercedes-Benz haben wir unter anderem den Farbton Solarbeam Yellow entwickelt, der sich etwa am neuen AMG SL sehr gut macht», erklärt Bru. Bei der Entwicklung neuer Lacke spielen aber auch funktionelle Aspekte wie die Reduktion der solaren Aufwärmung bei dunklen Farben oder die Kratz- und Steinschlagbeständigkeit eine wichtige Rolle.

Forscher im Labor von BASF

In den Labors von BASF werden neue und umweltfreundliche Lacke entwickelt.

Mercedes-AMG SL in Gelb

Die Farbe Solarbeam Yellow steht dem Mercedes-AMG SL besonders gut.

Mercedes-EQ EQS bei der Schlussabnahme

Bei der Schlussabnahme eines EQS wird auch der Lack genau geprüft

Weniger CO2 und Schadstoffe
Grosses Augenmerk gilt auch der Reduktion von Emissionen und Schadstoffen – zum Wohl von Natur und Mensch. Produkte von BASF werden heute im Schnitt mit bis zu 80 Prozent weniger CO2-Emissionen hergestellt als früher. «Dadurch sparen unsere Service-Partner in der Schweiz jedes Jahr mehrere Tonnen CO2 ein», betont Stefan Moser.
 

Ein weiteres Ziel: die Reduktion von Lösemitteln, die Lacke erst flüssig und somit spritzbar machen. Diese Mittel sind für Menschen gesundheitsschädlich und schlecht für die Umwelt. «Unsere neueste Produktlinie kommt mit 40 Prozent weniger Lösemitteln aus als konventionelle Lacke», unterstreicht BASF-Vertreter Bru. Und Stefan Moser von Mercedes-Benz ergänzt: «Unsere Marke steht für Luxus und Nachhaltigkeit. Da ist der Einsatz hochwertiger und gleichzeitig umweltfreundlicher Lacke ein Muss.».

  

Auslesung des Farbtones

Der Farbton wird mittels digitalen Messinstruments exakt ausgelesen.

Farbdatenbank von BASF

Die Datenbank gibt Auskunft über den einzusetzenden Lack.

Mercedes-Benz wird rot lackiert

Bestens geschützt geht der Fachmann ans Werk.

Schweizweit im Einsatz

Landesweit reparieren rund 90 offizielle Service-Partner Modelle von Mercedes-Benz. Die Tessiner Winteler SA ist einer der Betriebe, die auf die Innovationen aus dem Hause BASF setzen. «Wir arbeiten seit fünf Jahren mit Produkten von BASF und konnten die Qualität und den Durchlauf in unseren Karosseriewerkstätten seither erheblich steigern», sagt Carlos Prado, der bei Winteler für das After-Sales-Geschäft zuständig ist. Konkret: Im gleichen Zeitraum werden heute doppelt so viele Fahrzeuge wieder instand gestellt wie früher. Das freut nicht zuletzt den Kunden. «Dank innovativen Lacken können wir Reparaturen viel flexibler einplanen und durchführen. Und unsere Kunden bekommen ihr Fahrzeug schneller wieder zurück», betont Prado.

 

Neben der Produktivität zählt für Prado beim Thema Lacke auch der Aspekt Nachhaltigkeit. Der Einsatz CO2-frei hergestellter Produkte mit möglichst wenig Schadstoffen sind eine der diesbezüglichen Massnahmen in den Werkstätten von Winteler. Darüber hinaus setzt das Unternehmen bei der Reinigung der Spritzpistolen auf Bio-Produkte. «Unser klares Ziel», sagt Carlos Prado, «ist es, die Risiken für die Umwelt und unsere Mitarbeitenden so gut es geht zu minimieren.»