EQC 4x4²: die Formel für puren Fahrspass

Was wäre, wenn …? Aus dieser Frage entstehen oft die spannendsten Ideen. Was wäre, wenn man unter einen herkömmlichen, vollelektrischen Mercedes-Benz EQC eine Portalachse fürs Gelände schrauben würde? Diese Frage stellte sich ein kleines Team um Mercedes-Benz Ingenieur Jürgen Eberle, der bereits eine E-Klasse in ein Offroad-Monster verwandelt und mit diesem für grosses Aufsehen gesorgt hatte. 

16. November 2020
 

Was wäre, wenn man die Vorteile des Elektroantriebs auch im Gelände nutzen könnte? Mercedes-Benz Ingenieur Jürgen Eberle liess diese Idee nicht mehr los. So tüftelte er als Nebenprojekt (Eberle arbeitet normalerweise in der Fahrwerksentwicklung für den Mercedes-Benz GLC) mit einem kleinen Team an der technischen Umsetzung. Dafür schraubte er die Portalachse der erwähnten Offroad-E-Klasse unter einen EQC, versah ihn mit Stollenreifen und einem Unterbodenschutz. Dann noch ein modifiziertes Fahrprogramm vom GLC eingespielt, und die Idee wird zur Realität – theoretisch. Den Praxistest durfte dann eine Gruppe von Automobiljournalisten vollziehen.

Proof of Concept
Treffpunkt Geisingen. Auch Schweizer Offroad-Fans wissen, was damit gemeint ist: Eine Kiesgrube in der Nähe von Singen, wo alle Welt die Skills der eigenen Geländewagen bis ans Limit testen darf.

Der ultimative Belastungstest in der Kiesgrube von Geisingen.

Der ultimative Belastungstest in der Kiesgrube von Geisingen.

Und da steht er nun: der Mercedes-Benz EQC 4x4². Mit 293 Millimetern Bodenfreiheit liegt er mehr als doppelt so hoch über Boden wie ein Serien-EQC. «Wow, this is an amazing offroad monster», staunt ein britischer Automobiljournalist, als er das Gelände-Biest zum ersten Mal sieht. Und hört. Denn die Hoch-2-Studie sieht nicht nur «wow» aus, sondern tönt ebenfalls «amazing». Wie das? Ein neu geschaffenes Team an Mercedes-Benz Ingenieuren tüftelt seit geraumer Zeit an Klangwelten für batterieelektrische Modelle. Einen ersten Eindruck ihrer Arbeit hört man im EQC 4x4²: Spacige Sounds, die man auch in Sci-Fi-Filmen verwendet, wenn sich ein bedrohliches Raumschiff nähert.  

Durch die Portalachsen erhöht sich die Bodenfreiheit des EQC 4x4².

Durch die Portalachsen erhöht sich die Bodenfreiheit des EQC 4x4².

E-Antrieb perfekt fürs Gelände

Der EQC 4x4² klingt so, wie er aussieht: selbstbewusst und bereit, die grössten Abenteuer zu erleben. Man kann sich gut vorstellen, wie arabische Prinzen damit über Wüstendünen hüpfen, Gebirgsjäger über Geröllhalden klettern oder Expeditionsgruppen sich durch sumpfige Urwälder wühlen. Das alles kann der EQC 4x4². Eberle hat seine Offroad-Studie persönlich getestet und ist so begeistert, dass er sagt: «Überzeug dich selbst.» Und schon überlässt er dem Schreibenden das Steuer. Wann hat man schon die Gelegenheit, ein Konzeptfahrzeug unter Extrembedingungen selbst zu testen?!
 

Tatsächlich: Jürgen Eberle hat Recht. Der EQC – leicht modifiziert – wäre wie gemacht für das Gelände. Der Elektroantrieb erweist sich offroad als das beste aller 4×4-Antriebssysteme, weil die E-Motoren die Kraft linear und unmittelbar auf die vier Räder übertragen – und das so dezent wie nötig und so kraftvoll wie möglich. Es gibt also kein Scharren, kein Kratzen, keine Verzögerung beim Antrieb.  

Purer Fahrspass im Gelände mit dem Mercedes-Benz EQC 4x4².

Purer Fahrspass im Gelände mit dem Mercedes-Benz EQC 4x4².

Überraschende Stärken

Verblüffend ist ausserdem der Böschungswinkel, der durch die Portalachsen nochmals gewachsen ist: 31,8 Grad vorne und 33 Grad hinten. Zum Vergleich: Eine konventionelle G-Klasse erreicht einen Böschungswinkel von 28 Grad. Sogar durchs Wasser kann der EQC 4x4² fahren. Mit einer Wattiefe von 40 Zentimetern kann sich der Elektro-SUV mit herkömmlichen Geländewagen messen. Das Überraschendste ist allerdings der geringe Verbrauch: So ist die Batterie noch zur Hälfte geladen, obwohl Jürgen Eberle schon seit acht Stunden mit Journalisten in der Kiesgrube herumkurvt.
 

Aber kann der EQC 4x4² auch Autobahn? Natürlich. Der tiefe Schwerpunkt der Batterie mache den Geländewagen auch auf der Strasse sicher, ist Jürgen Eberle überzeugt. Und er muss es wissen, schliesslich fährt er mit dem EQC 4x4² nach dem Offroad-Abenteuer wieder nach Hause – und zwar ohne ihn nochmals an der Steckdose aufladen zu müssen. Aber vielleicht sollte er trotzdem kurz durch die Waschanlage.