Ein Optiker auf vier Rädern.
Nördlich der französischen Hauptstadt schlängelt sich Jeremy Acoca mit seinem schwarzen Citan durch die malerischen Gassen Chantillys, bis er aus der Stadt hinaus und rein in die unberührte Natur der Normandie gelangt. Sein Weg führt ihn an die „Côte Fleurie“ (Blumenküste) in das Seebad Deauville. Den langen Weg hat er auf sich genommen, um dem Brillenmacher Jérôme Aupin einen Besuch in dessen Werkstatt abzustatten und ein massgefertigtes Brillengestell für einen Kunden abzuholen.
Optiker Jeremy Acoca: kein Weg zu weit für die handgemachte Brille.
L’Opticien de Chantilly – Optiker aus Leidenschaft.
Jeremy Acoca arbeitet seit 25 Jahren als Optiker. Sein Geschäft „L’Opticien de Chantilly“ ist ein Concept Store mit einem Hauptaugenmerk auf einer exquisiten Auswahl und auf massgeschneiderten Brillen. Bei seinem Beruf sei vor allem eins wichtig: Mit Leidenschaft für Kunden zu arbeiten. Als Optiker sei er dafür verantwortlich, die Art von Gläsern auszuwählen, die am besten zum Gestell passen, um diese dann in Form zu bringen und in die Brille einzusetzen, erläutert Jeremy. Der Servicegedanke liegt ihm dabei besonders am Herzen: „Schnell, abrufbereit und effektiv“, so beschreibt er seinen „Service à domicile“. Wenn seine Kunden nicht zu ihm in den Laden kommen können, fährt er mit seinem Citan zu ihnen nach Hause. „Ich liebe den Kontakt mit Menschen und ihre Zufriedenheit, wenn sie das finden, was sie gesucht haben“, resümiert Jeremy beschwingt.
Brillen nach Mass von Jaupin Eyewear.
Der Kunsthandwerker und Brillendesigner Jérôme Aupin aus Deauville in der Normandie fertigt seine Gestelle nach alter Tradition komplett per Hand. Er habe schon früh gewusst, dass er sein eigenes Unternehmen gründen wolle. Seine Expertise entwickelte er über zehn Jahre hinweg bei den exklusivsten Pariser Optikern. „Ich habe als Augenoptiker angefangen, aber mir wurde schnell langweilig“, erinnert er sich zurück. Schöne Brillen liessen sein Herz schon seit jeher höherschlagen, aber niemand konnte ihm erklären, wie diese hergestellt wurden. Eines Tages hatte er die Gelegenheit, einen „Meilleur Ouvrier de France“, einen preisgekrönten Brillendesigner, kennenzulernen. Von ihm lernte er, worauf es beim Anfertigen einer Brille ankommt. Schon kurz nach seiner Lehrlingsausbildung entwickelte er seinen ganz persönlichen Stil. Im Jahr 2014 war er schliesslich bereit und gründete sein eigenes Unternehmen, um sich fortan voll und ganz der Kreation von individuellen Brillen zu widmen.
Handwerk an der Schwelle des Unmöglichen.
Aus Materialien wie Büffelhorn, Acetat, Metall oder massivem Gold kreiert Jérôme Aupin tragbare Kunstwerke – frei nach dem Motto „Geht nicht, gibt’s nicht!“. „Gib mir eine neue Herausforderung und ich werde sie annehmen“, sagt er schmunzelnd. Man müsse lernen, die unterschiedlichen Materialien zu verstehen, denn sie reagieren allesamt unterschiedlich, erklärt er. Bei der Fertigung hat er sich den Regeln des traditionellen Handwerks verschrieben und verarbeitet alles ganz ohne Maschinen. Die Brille sei ein Accessoire, das viel Liebe zum Detail erfordert. Wenn er etwa an einer Stelle zu viel meisselt, müsse er noch einmal von vorn beginnen. „Ich versuche, meine Fähigkeiten jedes Mal zu verbessern, indem ich neue Techniken ausprobiere, an neuen Materialien arbeite oder ein noch nie dagewesenes Design schaffe. Es ist ein Job, bei dem ich jeden Tag dazulerne“, schwärmt der Handwerksmeister.
Von der Zeichnung zur fertigen Brille.
Der erste Schritt des Brillendesigns sei die Erstellung einer technischen Zeichnung, sagt Jérôme. Dabei könne er sich bereits genau vorstellen, wie das Endprodukt aussehen wird. „Die schwierigste Aufgabe ist es, das, was in deinem Kopf ist, aufs Papier zu bringen“, erläutert er. Anschliessend wird ein Prototyp angefertigt, der später als Vorlage genutzt wird, um die Brille aus dem gewünschten Material zu schneiden. Er schätze vor allem den technischen und den kreativen Aspekt seiner Arbeit: „Mir gefällt es, mir immer wieder neue Formen ausdenken zu können und zu überlegen, wie ich diese umsetzen kann.“ Bei jedem Modell versuche er, noch schönere, noch bessere Resultate zu erzielen, die sich technisch immer komplexer realisieren lassen. „Ich bin fasziniert von dem ganzen Prozess. Wenn ich meinen Kunden während des Meetings zuhöre, visualisiere ich gleichzeitig die passende Form, die ihnen den perfekten Look gibt.“
Der Optiker auf Hausbesuch: So funktioniert der mobile Brillenservice:
1. Der Kunde kann im Internet eine Vorauswahl an Brillengestellen treffen | ||
2. Telefonisch wird ein Termin vereinbart. | ||
3. Jeremy fährt mit der Vorauswahl an Brillengestellen zum Kunden. | ||
4. Der Kunde sucht sich eine Brille aus. | ||
5. Jeremy schleift in seiner Werkstatt die Gläser in die passende Form und setzt sie ein. | ||
6. Zu guter Letzt bringt Jeremy die fertige Brille zum Kunden nach Hause und passt sie an. |
Das Design: authentisch, zeitlos und exklusiv.
Mit jedem seiner Brillenmodelle will Jérôme einen unverwechselbaren Stil erschaffen. „Man kann die Brille als ein Kunstwerk betrachten – bei der Massanfertigung sind keine Grenzen gesetzt. Es gibt so viele Designs und Details, die jede Form anders wirken lassen.“ In Zukunft will sich Jérôme gänzlich auf neue Formen konzentrieren. Seine Vision: Einzigartige Stücke kreieren, jedes verrückter als das andere. Mit Brillenrahmen, die seine ganz eigene Handschrift tragen. Die gute Zusammenarbeit mit dem Optiker ist dabei nach wie vor unverzichtbar: „Es ist spannend, an demselben Projekt für einen gemeinsamen Kunden zu arbeiten. Wir teilen unsere Erfahrungen.“ Am Ende des Tages wechselt das handgefertigte Brillengestell seinen Besitzer. Mit dem Unikat im Kofferraum des Citan kehrt Jeremy zurück nach Chantilly, wo er einem zufriedenen Kunden den perfekten Durchblick bescheren wird.
Fotos:
Nadine Laux
Mehr Links zum Entdecken:
L’Opticien de Chantilly - www.opticienchantilly.com, @Facebook