Ganz jung schon einer der Besten

Gregor Kobel (23) ist Goalie beim VfB Stuttgart und aktuell der jüngste Stammtorhüter der Bundesliga. Im Interview erzählt der Zürcher, warum er als Kind stundenlang im Auto unterwegs war, wie ihn der frühe Gang ins Ausland geprägt hat und was er vom Klischee des autoverrückten Fussballers hält.


22. März 2021
 

Sie haben bereits mit 16 Jahren ein Angebot der TSG Hoffenheim erhalten. War Ihnen damals gleich klar, dass Sie nach Deutschland wechseln würden?

Nach dem Anruf aus Hoffenheim sind meine Eltern und ich ins Auto gestiegen und nach Baden-Württemberg gefahren. Ich war dann eine Woche allein in Hoffenheim, habe mittrainiert und mir das Ganze angeschaut. Und natürlich hat auch der Klub mich beobachtet. Beide Seiten kamen dann rasch zum Schluss, dass wir zusammenpassen.


Woher nahmen Sie den Mut für einen so frühen Wechsel ins Ausland?

Im Rückblick mag das mutig erscheinen. Damals machte ich mir aber gar nicht viele Gedanken. Ich habe einfach die grosse Chance gesehen, die ich unbedingt packen wollte. Hoffenheim hatte von Beginn weg einen klaren Plan mit mir, der zur Profikarriere führen sollte. Den Weg sind wir gemeinsam und konsequent gegangen. Zudem hatte ich auch eine gute Zeit dort. Viele der anderen jungen Spieler bei der TSG waren auch weit weg von zuhause. Wir hatten einiges gemeinsam und lebten wie in einer Art grossem Sportlager.


Das klingt beinahe idyllisch. Gabs da keinen Leistungsdruck und Konkurrenzkampf?

Klar gehören diese beiden Aspekte zum Fussball. Das habe ich früh gelernt und diese Herausforderung auch angenommen. Ich muss jeden Tag meine Leistung auf dem Platz bringen und mich durchsetzen. Der frühe Gang ins Ausland hat mich geprägt und liess mich früh erwachsen werden. Ich habe gelernt, dass jede neue Erfahrung wertvoll ist und mich reifer werden lässt. Darum habe ich neue Herausforderungen auch immer selbstbewusst angenommen.


So etwa den Wechsel zum damals zweitklassigen VfB Stuttgart. Was hat Sie daran gereizt?

Einerseits die Herausforderung, mit dem VfB sofort wieder aufsteigen und in der ersten Bundesliga spielen zu wollen. Das haben wir dank einer super Teamleistung geschafft. Andererseits ist der VfB Stuttgart ein Traditionsverein mit grosser Ausstrahlung und starker Verankerung in der Region. Man spielt hier nicht nur für einen Verein, sondern für die Menschen in und um Stuttgart. Egal, wo ich hinkomme, die Leute sprechen mich an und erzählen von ihren Besuchen im Stadion. Das ist eine grossartige Erfahrung.


Apropos Stadion: Normalerweise spielen Sie in der Mercedes-Benz Arena vor vollen Rängen. Wie fühlt es sich aktuell ohne Zuschauer an?

Es fehlt etwas ganz Entscheidendes. Wir spielen ja nicht zuletzt für die Fans und für die Stimmung im Stadion. Um den neuen Spielern im Verein zu zeigen, wie sich das in der Arena üblicherweise anhört, haben wir ihnen in der Kabine auch schon mal Aufnahmen von Fangesängen vorgespielt.

Gregor Kobel in Aktion für den VfB Stuttgart.

Gregor Kobel in Aktion für den VfB Stuttgart.

Gregor Kobel in Aktion für den VfB Stuttgart.
Gregor Kobel in Aktion für den VfB Stuttgart.

Wie erleben Sie die Autostadt Stuttgart?

Mercedes-Benz und der VfB prägen Stuttgart, das merkt man sofort, wenn man hierherkommt. Die Tradition des Autobaus ist tief verwurzelt und an vielen Orten spürbar. Mir persönlich gefällt das Mercedes-Benz Museum, das ja gleich gegenüber von unserem Stadion liegt. Ich war schon einige Male da – auch mit Freunden und Familie.


Was halten Sie vom Klischee des autoverrückten Fussballprofis?

Ich persönlich war total stolz, als ich mit 18 Jahren mein erstes eigenes Auto bekam – übrigens damals schon ein Mercedes-Benz. Und ich fahre auch heute noch sehr gern und viel Auto und erledige dabei Telefonate, höre Musik oder Podcasts. Weite Strecken fuhr ich übrigens schon als Kind jeweils, wenn es zu Spielen in anderen Regionen der Schweiz oder ins benachbarte Ausland ging.


Mit welchem Auto fahren Sie eigentlich jeweils zum Zusammenzug der Schweizer Nationalmannschaft in Feusisberg?

Natürlich mit meinem Mercedes-AMG GT 4-Türer. Der macht mich super happy.

 

Und wann sehen wir Sie erstmals fürs Nationalteam auflaufen?

Im Moment bin ich fokussiert aufs jeweils nächste Spiel mit dem VfB Stuttgart. Der VfB ist meine Bühne, hier empfehle ich mich mit meiner Leistung auch fürs Nationalteam.


Stuttgart: Auto- und Fussballstadt zugleich

Die Konzernzentrale von Daimler liegt in direkter Nachbarschaft des VfB Stuttgart und der Mercedes-Benz Arena. Das Unternehmen und den Verein verbindet eine jahrelange Partnerschaft und Zusammenarbeit. Ab 2007 unterstützte Mercedes-Benz den Verein als Sponsor, seit 2008 besitzt Daimler die Namensrechte für das Stadion und 2012 stieg die Mercedes-Benz Bank als Haupt- und Trikotsponsor beim VfB Stuttgart ein. Daimler übernahm 2017 als Ankerinvestor 11,75 Prozent der Anteile an der VfB Stuttgart 1893 AG. www.vfb.de