Es kommt immer etwas zurück, wenn man gibt

Sie ist engagiert, erfolgreich und bringt jede Menge Frauenpower mit. Ex-Model und Unternehmerin Nadja Schildknecht ist auch im Stiftungsrat von Laureus Schweiz tätig. Im Interview spricht sie über ihre Aufgabe, den inneren Schweinehund und die Lebensschule Sport.


22. März 2021
 

Wer in den Jugendsport investiert, der investiert in die Zukunft. Sport kann Kindern und Jugendlichen dabei helfen, ihre Ziele und Träume zu erreichen. Aber nicht jede oder jeder schafft das ohne Hilfe von aussen. Die Laureus Stiftung fördert jährlich in sozialen Sportprojekten mehr als 10 000 Kinder und Jugendliche in der Schweiz. Nadja Schildknecht ist seit August 2020 im Stiftungsrat von Laureus tätig. Die 47-jährige Unternehmerin gründete vor 15 Jahren das «Zurich Film Festival» mit. Bevor dieses an ein Medienunternehmen verkauft worden war, war Schildknecht als Geschäftsführerin und Co-Direktorin für die stetige Weiterentwicklung des Festivals und für die Bereiche Event, Marketing und Finanzen verantwortlich. Nun setzt sie ihren Erfahrungsschatz und ihr Beziehungsnetz für Kinder ein.

Frau Schildknecht, man hätte Sie sich gut in einer Filmstiftung vorstellen können. Warum Sport?

Mir ging es darum, mich für eine gute Sache einzusetzen. Ob Film, Sport oder etwas anderes – in erster Linie geht es um die Förderung von Kindern und Jugendlichen. Ich habe zwar auch nach dem Verkauf meiner Firma noch viele Engagements, aber ich wollte mich in diesem Bereich einbringen, was früher zeitlich einfach nicht ging.

 

Was bedeutet Laureus für Sie persönlich? Warum haben Sie das Amt als Stiftungsrätin übernommen?

Das Leben ist grundsätzlich ein Geben und Nehmen. Viele Menschen leben hierzulande sehr privilegiert. Aber es gibt auch viele Haushalte, die Mühe haben, ihren Alltag zu meistern. Diese Familien haben oft keine Möglichkeit, ihren Kindern gewisse Aktivitäten zu ermöglichen. Laureus gibt jungen Sportbegeisterten die Chance, sich entfalten zu können.

 

Die Botschafterinnen und Botschafter von Laureus agieren als Vorbilder für die Jugend. Worin sind Sie ein Vorbild?

Das Engagement der über 20 Botschafterinnen und Botschafter von Laureus, wie Daniela Ryf und Christian Stucki, beide Sportler des Jahres, dient den Kindern und Jugendlichen als Motivation und Vorbild. In meiner Funktion als Stiftungsrätin geht es in erster Linie nicht darum, eine Vorbildfunktion zu erfüllen. Aber wenn ich Vorbild sein sollte, dann darin, nicht aufzugeben. Ich habe in meinem Leben gelernt, steinige Wege zu gehen, mich nicht unterkriegen zu lassen und nie die Motivation zu verlieren. Für meine Tätigkeit als Stiftungsrätin möchte ich mein Wissen und meine Erfahrung einbringen. Neue Motivation und frischen Wind braucht es immer.

Nadja Schildknecht, Stiftungsrätin bei Laureus.

Nadja Schildknecht, Stiftungsrätin bei Laureus.

Sie sitzen unter anderem mit Urs Lehmann, dem Präsidenten von Swiss Ski, und Ex-Radfahrer Fabian Cancellara im Stiftungsrat von Laureus. Wie geht es Ihnen dort als einzige Frau?

(Lacht.) Das Geschlecht spielt hier doch keine Rolle. Jeder Stiftungsrat – ob Mann oder Frau – hat die gleiche Stimme und Möglichkeit etwas umzusetzen. In meiner Karriere war ich oft die einzige Frau. Ich bin das gewohnt. Aber ich möchte auch nicht, dass das als etwas Besonderes hervorgehoben wird. Wir sind Menschen und wenn die Position stimmt, ist das Geschlecht nicht relevant.

 

Nicht alle Kinder haben die Chance Sport auszuüben. Woran liegt das, gerade in der wohlhabenden Schweiz?

Natürlich ist die Schweiz wohlhabend, aber es gibt einen beachtlichen Teil der Bevölkerung, der eben nicht so privilegiert ist. Das Interesse für sportliche Betätigung fängt bei den Eltern an. Das heisst aber auch, sie müssen den Kindern ihre Sportart, das Training, die Ausrüstung und alles, was dazugehört, erst ermöglichen. Das Bewusstsein dafür, dass Kinder besser im Sport als vor dem Fernseher aufgehoben sind, muss bei manchen Familien zudem gestärkt werden. Ausserdem kann Sport eine zentrale Rolle für die Integration von Kindern und Jugendlichen spielen, die wegen ihrer Herkunft, Religionszugehörigkeit, Bildung, physischer oder psychischer Konstitution isoliert sind. Laureus bietet die Möglichkeit dazu.

 

Wie wichtig ist Ihnen Sport?

Sport fördert das Wohlbefinden, verbessert die Leistung im Allgemeinen. Gerade in stressigen Zeiten sollte man seinen inneren Schweinehund überwinden und Sport treiben. Ich habe immer versucht im Sport meinen Ausgleich zu finden. Auch wenn vermeintlich dafür keine Zeit war. Das stärkt den Körper, den Geist und hält mich auch im Job fit. Man gewinnt wieder Motivation und Energie für ganz andere Dinge im Leben. Sport ist der Motor für ein gesundes Leben und auch für die Selbstentwicklung.

 

Welchen Sport treiben Sie?

Ich jogge gerne und fahre gerne Fahrrad. Wichtig ist mir die Bewegung in der Natur. Und wenn es regnet, setze ich mich auch auf den Hometrainer.

 

Warum ist Sport für Kinder und Jugendliche wichtig?

Sport fördert den Teamgeist, das Selbstbewusstsein, den Willen und vieles mehr, was auch später im Berufsleben wichtig ist.

 

Stichwort Laureus Mädchenförderung: Warum ist es wichtig, Mädchen besonders zu unterstützen?

Mädchen treiben weniger Sport als Knaben. Studien belegen, dass die sportliche Aktivität von Mädchen ab dem 12. Lebensjahr signifikant abnimmt und deutlich hinter der ihrer männlichen Altersgenossen zurückbleibt. Die körperlichen Folgen von Bewegungsmangel können ausschlaggebend für die persönliche Entwicklung und das Selbstbewusstsein einer jungen Frau sein. Laureus Girls in Sport fördert deshalb mit zwei Projekten den Mädchenanteil im Jugendsport: mit den Girls in Sport Camps und dem Projekt DanceQweenz.

 

Sie sind Mutter eines Sohnes. Welche Sportarten betreibt ihr Sohn? Wie fördern Sie ihn? 

Mein Sohn war schon immer sehr fussballbegeistert und musste nicht motiviert werden, um Sport zu treiben. Das ist von seinen Halbgeschwistern und meinem Mann ausgegangen. Ich bin froh, dass er sich für eine Sportart begeistert und somit auch oft im Freien spielt.



Laureus Sport for Good

Seit 20 Jahren engagiert sich Mercedes-Benz gemeinsam mit Laureus Sport for Good für benachteiligte Kinder und Jugendliche. 2006 wurde die Laureus Foundation Switzerland als Teil der internationalen Stiftung Laureus Sport for Good gegründet.

«Wir sind sehr stolz darauf, Mitglied der Laureus-Familie zu sein und freuen uns die Stiftung zu unterstützen, um Kinder und Jugendliche durch Sportprojekte zu fördern, zu motivieren und ihnen unvergessliche Sportmomente zu bescheren», sagt Marc Langenbrinck, CEO von Mercedes-Benz Schweiz.

vlnr. Marc Langenbrinck, CEO Mercedes-Benz Schweiz, und Martin Wittwer, National Director Laureus Stiftung Schweiz.

Marc Langenbrinck (l.) und Martin Wittwer, National Director Laureus Stiftung Schweiz.